Wittgenstein, Ludwig (1889-1951)

Wittgenstein wurde in Wien geboren und starb im britischen Cambridge. Sein philosophisches Leben ist von zwei unterschiedlichen Phasen geprägt. In jungen Jahren veröffentlichte er den Tractatus Logico-Philosophicus, ein Werk, das sich zum Großteil an der damals aufkeimenden Logik orientierte. In späten Jahren widmete sich er der Alltagssprache und dessen Analyse. Sein zweites Werk wurde posthum veröffentlicht – unter dem Namen Philosophische Untersuchungen.

Die Bedeutung eines Wortes ist sein Gebrauch in der Sprache.

(Quelle: Wittgenstein, Ludwig: Philosophische Untersuchungen, §43.)

Die Welt ist alles, was der Fall ist.

(Quelle: Wittgenstein, Ludwig: Tractatus Logico-Philosophicus, 1.1.)

Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt.

(Quelle: Wittgenstein, Ludwig: Tractatus Logico-Philosophicus, 5.6.)

Eine Hauptursache philosophischer Krankheiten – einseitige Diät: man nährt sein Denken nur mit einer Art von Beispielen.

(Quelle: Wittgenstein, Ludwig: Philosophische Untersuchungen, §593.)

Die Gesamtheit der wahren Sätze ist die gesamte Naturwissenschaft (oder die Gesamtheit der Naturwissenschaften).

(Quelle: Wittgenstein, Ludwig: Tractatus Logico-Philosophicus, 4.11.)

Das Wesen ist in der Grammatik ausgesprochen.

(Quelle: Wittgenstein, Ludwig: Philosophische Untersuchungen, §371).

Wovon man nicht sprechen kann, darüber muß man schweigen.

(Quelle: Wittgenstein, Ludwig: Tractatus Logico-Philosophicus, 7.)

Wichtige Stationen in Ludwig Wittgensteins Leben und Werk

Ludwig Wittgensteins Biografie ist durchzogen von einem sehr wechselhaften Denken, aber auch von einem sehr wechselhaften Tun. Er war u.a. Dorfschullehrer in Trattenbach in der österreichischen Provinz, Architekt, Philosophiedozent, Ingenieur, sowie auch Soldat im 1. Weltkrieg.

Auch seine Philosophie ist von mindestens zwei Phasen durchzogen. Man spricht in der Regel vom frühen und vom späten Wittgenstein. Allerdings ist auch die Zwischen-Phase seines Denkens sehr interessant.

Veröffentlicht hat er zu Lebzeiten nur zwei Werke: Da ist zum einen der monumentale Tractatus Logico-Philosophicus und ein Aufsatz. Seine Philosophischen Untersuchungen erschienen erst posthum nach seinem Tod.

Ludwig Wittgenstein wuchs als das jüngste von 8 Kindern des schwerreichen Industriellen Karl Wittgenstein in Wien auf. Dieser hatte sich schon mit Anfang 50 aus dem regulären Betrieb seines Konzerns herausgezogen, und widmete sich der Kunst und der Musik, sowie weiterer mildtätiger Aktivitäten. Insofern kam Ludwig Wittgenstein schon sehr früh mit der Hochkultur seiner Zeit in Berührung.

Nach dem Realschulabschluss in Linz ging er erst nach Berlin, um dort Ingenieurwissenschaften zu studieren. Er beschäftige sich vor allem mit flugtechnischen Problatiken. Über Berlin fand er dann nach Manchester und über die Ingenieurwissenschaften dann zu den Grundlagen der Mathematik. Damals betrachtete man die Grundlagen der Mathematik vor allem als ein Teilgebiet der Philosophie.

Er beschäftigte sich vor allem mit der Prinicipia Mathematica von Russell und Whitehead; aber auch mit der Philosophie Gottlob Freges. Auf die Anregung des letzteren studierte er dann schließlich in Cambridge. Von 1914-1918 nahm er als Soldat am 1. Weltkrieg teil und vollendete in dieser Zeit sein erstes Werk, den Tractatus Logico-Philosophicus. Eine knappe Darstellung seiner damaligen Philosophie, die den logischen Charakter seiner Sätze betonen sollte, war dieses Werk. Er fand anfangs schwer einen Verlag; 1921 wurde der Tractatus dann ohne seine Zustimmung veröffentlicht.

In seinem Frühwerk vertrat er u.a. die These, dass man die empirische Welt durch logische Darstellungsformen abbilden konnte. Alles, was über diese empirische Welt hinausging (außer die empirischen Konstanten) sei etwas, worüber man lieber schweigen solle. Ethische und ästhetische Sätze zählten z.B. dazu.

Da Wittgenstein glaubte, dass er alle Probleme der Philosophie durch sein Werk gelöst hätte, wandte er sich schließlich erst einmal anderen Aktivitäten zu. Er wollte nun Volksschullehrer werden, obwohl er es eigentlich finanziell gar nicht nötig gehabt hätte. Sein Vermögen allerdings, das er durch das Erbe seines Vaters bekommen hatte, verteilte er unter seinen (ebenfalls sehr wohlhabenden) Geschwistern.

Nachdem er sich jahrelang nicht mit Philosophie beschäftigt hatte, kam er erst Ende der 20er Jahre wieder dazu. 1929 ging Wittgenstein wieder nach Cambridge und wurde über den Tractatus von seinem ehemaligen Lehrmeister Russell promoviert. Er wurde dann britischer Staatsbürger und Professor dort.

Sein Werk änderte sich in dieser Zeit stark und er entledigte sich der radikalen Thesen seines Frühwerks. Zwar stand für Wittgenstein weiterhin die Sprache im Mittelpunkt seines Denkens, allerdings betonte er anstatt einer rein logischen Sprache die vielfältigen Ausdrucksformen von Sprache, die er in Kultur und Praxis eingebettet sah. Er erfand für diese Ausdrucksformen den Begriff Sprachspiele, der heute in unser Alltagsverständnis Einzug gefunden hat. Eine derartige Kehrtwende in der Philosophie war bis dato noch weitgehend unbekannt (heute gibt es auch Philosophen wie Putnam, die sehr oft ihre philosophischen Ansichten geändert haben).