Popper, Karl (1902–1994)

Der Philosoph Sir Karl Raimund Popper war ein österreichischer Philosoph, der später nach Neuseeland und nach Großbritannien auswanderte. Sein Kerngebiet war die Erkenntnistheorie und der philosophische und politische Liberalismus. Wobei er sich auch mit Quantenphysik beschäftigte. Er gilt als Begründer des kritischen Rationalismus und Falsifikationismus.

Alles Leben ist Problemlösen.

(Quelle: Popper, Karl Raimund: Alles Leben ist Problemlösen: Über Erkenntnis, Geschichte und Politik.)

Unser Wissen ist ein kritisches Raten, ein Netz von Hypothesen, ein Gewebe von Vermutungen.

(Quelle: Popper, Karl Raimund: Logik der Forschung.)

Wir müssen also das ideologische Prinzip des freien Marktes auf jeden Fall durch ein anderes ersetzen: durch das Prinzip, die Freiheit nur dort zu beschränken, wo es aus dringenden Gründen notwendig ist.

(Quelle: Popper, Karl Raimund: Die offene Gesellschaft und ihre Feinde.)

Wir müssen für die Freiheit planen und nicht für die Sicherheit, wenn auch vielleicht aus keinem anderen Grund als dem, dass nur die Freiheit die Sicherheit sichern kann.

(Quelle: Popper, Karl Raimund: Die offene Gesellschaft und ihre Feinde.)

Wichtige Stationen in Karl Raimund Poppers Leben und Werk

Sir Karl Raimund Popper gilt einer der einflussreichsten Denker des 20. Jahrhunderts, wenn man an die Wissenschaftsphilosophie (und vor allem Wissenschaftstheorie) sowie die liberale politische Philosophie denkt. Er wurde 1902 in Wien als Kind der gehobenen Mittelschicht geboren. Dabei spielt eine Rolle, das seine Eltern Protestanten waren, qua Geburt allerdings Juden. Deshalb waren sie auch vor Antisemitismus nicht gefeit.

Popper schaffte seine Matura (das kennt man in Deutschland als Abitur) erst im zweiten Anlauf, wollte erst Kirchenmusiker, schließlich auch Tischler werden und beendete seine Ausbildung dort mit Gesellenbrief. Parallel dazu machte er eine Ausbildung als Pädagoge, die er 1924 bestand. Jedoch wurde er 1928 als Pädagoge über ein psychologisches Thema promoviert. Nachdm Popper 1929 auch noch die Lehrberechtigung in den Fächern Physik und Mathematik erhalten hatte, konnte er von 1930 bis 1935 als Hauptschullehrer in Wien arbeiten.

1934 erschien Poppers Werk Logik der Forschung, für welches er bis heute sehr bekannt ist. Dieses Werk enthielt erstmals den Gedanken der Falsifizierung. Ein Gedanke, der heute aus der Wissenschaftstheorie nicht wegzudenken ist.

1937 ging Popper mit seiner Frau, die damals auch Lehrerin war, von Wien nach Christchurch in Neuseeland. Er sah damals schon die nationalsozialistischen Gefahren, die 1938 im Anschluss Österreichs an Deutschland gipfelten. Viele seine Verwandten mussten in Konzentrationslagern der Nationalsozialisten ihr Leben lassen. Er war dann jahrelang Dozent in der Universität Christchurch in Neuseeland. Es entstand währenddessen sein Buch das Elend des Historizismus. Es war ein Lehrstück der liberalen politischen Philosophie. Popper analysierte hier die totalitären Tendenzen bei Popper, Hegel und auch Marx. Popper hatte sich also von einem jugendlichen Sozialisten, auch durch seine Erfahrungen, in einen liberalen Philosophen gewandelt.

1945 wurde die offene Gesellschaft und ihre Feinde veröffentlicht, auch ein Werk im Sinne des politischen Liberalismus. Wissenschaftstheorie und der Liberalismus (im Gegensatz zum Totalitarismus) – das sollten Poppers Leib-und-Magen-Themen werden. 1946 schließlich konnte er mit seiner Frau nach England auswandern und lehrte vorab an der London School of Economics and Political Science, einer schon damals renommierten Universität. Er lehrte dort als Professor Logik und Wissenschaftstheorie.

Prägend für Poppers Öffentlichkeitswirksamkeit war 1961 ein Referat auf einer Tagung über die (Grundlagen der) Sozialwissenschaften in Tübingen. Dabei traf Popper auf Theodor Wiesengrund Adorno, der einen anderen Ansatz als Popper vertrat. Es ging dabei um die Wertfreiheit in den Wissenschaften, die beide anders beurteilten. Dabei verzichtet Popper nicht ganz auf Werturteile, jedoch meint er, dass man Werturteile und Interessen offenlegen kann und damit von rein wissenschaftlichen Interessen unterscheiden kann. Adorno meint dagegen, dass man das eben nicht so einfach kann und will Wissenschaft in seiner Totalität (also inbegriffen der Werturteile) verstehen.

1965 wurde Karl Raimund Popper zu Sir Karl Raimund Popper, da er von Queen Elizabeth II. zum Ritter geschlagen wurde. Nach seiner Emeritierung 1969 veröffentlichte er weiterhin fleißig philosophische und politische Schriften. Er war vor allem mit Liberalen befreundet wie Helmut Schmidt oder auch Friedrich August von Hayek, dem Ökonomen. Wobei der Liberalismus dieser beiden sich deutlich unterschied. Popper beurteilte allerdings, anders als Hayek das tat, die Politik Helmut Schmidts positiv. 1985 starb seine Frau, Josephine Anna Popper. 1994 ist er selbst in London verstorben.

Sein Werk enthält noch z.B. Theorien über das Gehirn und die Willensfreiheit. Popper arbeitete mit dem Neurophysiologen Eccles zusammen; außerdem beschäftigte er sich immer wieder mit Physik (insbesondere Quantenphysik).

Video über Karl Popper