Adorno, Theodor W. (1903-1969)

Der deutsche Philosoph Theodor Wiesengrund Adorno hatte ein bewegtes Leben hinter sich. Da er unter den Nationalsozialisten als „Halbjude“ galt, verließ er Deutschland über Oxford in die USA. Später kehrte er wieder nach Deutschland zurück und war als Sozialphilosoph weiterhin prägend für die Frankfurter Schule. Dadurch beeinflusste er auch die 68er-Bewegung maßgeblich. Spannend und vielzitiert sind auch seine Beiträge zur Musikphilosophie.

Es gibt kein richtiges Leben im falschen.

(Quelle: Adorno: Minima Moralia.)

Leben, das Sinn hätte, fragte nicht danach;

vor dieser Frage flüchtet es.

(Quelle: Adorno: Negative Dialektik.)

Liebe ist Fähigkeit, Ähnliches an Unähnlichem wahrzunehmen.

(Quelle: Adorno: Minima Moralia.)

Kunst ist Magie, befreit von der Lüge, Wahrheit zu sein.

(Quelle: Adorno: Minima Moralia.)

Kunst will das, was noch nicht war, doch alles, was sie ist, war schon.

(Quelle: Adorno: Ästhetische Theorie.)

Das Ganze ist das Unwahre.

(Quelle: Adorno: Minima Moralia.)

Der Bürger wünscht die Kunst üppig und das Leben asketisch; umgekehrt wäre es besser.

(Quelle: Adorno: Ästhetische Theorie.)

Wichtige Stationen in Theodor W. Adornos Leben und Werk

Theodor Wiesengrund Adornos Leben ist sehr geprägt durch die Stadt Frankfurt, obwohl er zeitenweise aufgrund des Nationalsozialismus in die USA auswandern musste. In Frankfurt als ein Kind einer großbürgerlichen, jüdischen Familie geboren wurde er wegen seiner Mutter dennoch katholisch getauft. Als hochbegabter Schüler machte er schon früh Abitur und konnte ab 1921 Philosophie, Soziologie, Musikwissenschaft und Psychologie in Frankfurt am Main studieren. Früh lernte er Max Horkheimer und Walter Benjamin auf der Uni kennen.

Adorno promovierte 1924 über Husserl und ging schließlich 1925 nach Wien um sich der Zwölftonmusik dort zu widmen. Er beschäftigte sich dort eben mit dem Begründer der Zwölftonmusik Schönberg, bei dessen Schüler Steuermann er auch Komposition lernte. Später – 1949 – schrieb Adorno seine Philosophie der neuen Musik, welcher Schrift Schönberg aber eher skeptisch bis ablehnend gegenüberstand.

1926 ging Adorno zwar wieder zurück nach Frankfurt, strebte aber weiterhin eine Karriere im Musikbereich (z.B. als Musikkritiker an). Nachdem sich abzeichnete, dass dies nicht klappte, habilitierte er sich währenddessen. Schließlich konnte er 1931 seine Habitilation verteidigen. Sie trug den Titel Kierkegaard – Konstruktion des Ästhetischen, und war ganz unüblich über den Hegel-Kritiker Kierkegaard geschrieben worden.

Schließlich wurde er 1931 Privatdozent, wobei seine Antrittsvorlesung schon viele Gedanken mit sich trug, die später dann in seinem denkerisch eigenständigen Gesamtwerk Einzug fanden. Er war damals am Lehrstuhl des evangelischen Theologen Paul Tillich, bei welchem Theodor W. Adorno auch promoviert hatte.

Als laut den Rassegesetzen der Nazis als „Halbjude“ tituliert, hatte er es schwer in Deutschland in dieser Zeit und emigrierte schließlich 1934 zuerst nach Großbritannien und später dann (1938) in die USA. In Großbritannien lernte er u.a. Gilbert Ryle kennen, einen Sprachphilosophen im Sinne der „Philosophie der normalen Sprach“, zu der auch manchmal Wittgenstein zugeordnet wird.

Schließlich wurde Theodor W. Adorno von Horkheimer im ausgewanderten Institut für Sozialforschung (Institut of social research) offizieller Mitarbeiter. Auch als Soziologe über Musik konnte er in den USA weiter forschen. Das war aber nur für eine kurze Zeit von zwei Jahren.

Zusammen mit Max Horkheimer arbeitete er in dieser Zeit an der Dialektik der Aufklärung. Es gind dort darum, dass die Aufklärung und der daraus aufkeimende Fortschritt ein zweischneidiges Schwert sei und sich moralisch wiederum gegen sich selbst richten kann. Zwischen 1942 und 1944 war das gemeinsame Werk mit Horkheimer entstanden und schließlich 1944 erstmals veröffentlicht worden. Auch die Minima Moralia entstand in den 40er Jahren (er lebte zu der Zeit in Los Angeles in Kalifornien), aus der der berühmte Satz stammt: „Es gibt kein richtiges Leben im falschen.“

Erst 1949 kehrte Adorno erstmals wieder nach Deutschland zurück. Horkheimer war in Frankfurt am Main wieder an einen Lehrstuhl berufen worden. Nachdem Adorno lange Jahr noch zwischen den USA und Deutschland als Wohnsitz hin- und herwechselte, kehrte er schließlich 1953 endgültig dorthin und bekam einen außerordentlichen Lehrstuhl in der Soziologie und eben auch der Philosophie. Sowohl Heimweh als auch sein besonderes – philosophisches – Verhältnis hatte ihn wieder nach Deutschland getrieben. Seine Vorlesungen waren in der Folge sehr überfüllt und er wurde ein bekannter und wichtiger Mann im Nachkriegsdeutschland. Vor allem was die Frage der Aufarbeitung der Nazi-Zeit anging. Als Jude hatte er auch zusätzlich die moralische Autorität über schwierige Themen wie Ausschwitz zu sprechen, was damals eben noch nicht an der Tagesordnung in der Bundesrepublik war.

Nachem Max Horkheimer sich immer mehr zurückzog (vor allem in die Schweiz), so übernahm ab 1958 faktisch Theodor W. Adorno die Leitungstätigkeit des Frankfurter Instituts für Sozialforschung. Er übertrug aber die emprische Forschungstätigkeit des Instituts immer mehr auf Ludwig von Friedeburg (späterer Kultusminister von Hessen für die SPD). Auch war er wesentlich und federführend am 1961 ausgetragenen Positivismusstreit beteiligt. Auf der einen Seit mit den Vertretern der Kritischen Theorie Habermas und auf der anderen die „Positivisten“ Karl Popper, Ralf Dahrendorf und Hans Albert. Außerdem erschien 1966 Negative Dialektik, was er als sein Hauptwerk titulierte.

Schließlich kam Theodor W. Adorno aber auch in den Strudel der 68er-Bewegung. Inhaltlich stand Adorno der Kritik der Studierenden an den Notstandsgesetzen nahe. Dem studentischen Aktionismus konnte er aber nicht folgen. Das führte sogar dazu, dass sich Studierende gegen ihn stellten und seine Vorlesungen sprengten. Adorno musste den Lehrbetrieb 1969 gar einstellen und rief die Polizei als Studierende das Frankfurter Institut für Sozialforschung einnehmen wollten und eine Diskussion führen wollten. Das machte ihm seelisch schwer zu schaffen.

Im August 1969 als er im Urlaub war, verstarb Theodor W. Adorno schließlich in der Schweiz an Herzversagen. Er ist in Frankfurt am Main begraben.

Video über Theodor W. Adorno